Erfahrungsbericht: Augen “lasern” lassen

Armin Baldemair
armix.one
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9 min readFeb 4, 2018

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In diesem Artikel möchte ich euch etwas über meine Augenlaser-Behandlung erzählen, da ich gemerkt habe, dass das Thema doch für einige (Brillenträger) interessant ist.

Der Artikel spiegelt meine eigenen Erfahrungen wider und wird mit ein paar Links und Informationen aus anderen Quellen ergänzt. Ich bin kein Fachexperte. Falls das Thema für dich interessant ist, lass dich am besten direkt von deinem Augenarzt beraten. Ich kann keine Garantie für die Richtigkeit der Angaben in diesem Artikel geben — speziell was Risiken und Nebenwirkungen betrifft.

Vorgeschichte

Etwa mit 20 Jahren habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass meine Sehstärke nicht mehr so ist, wie sie sein sollte. Bei einer Besprechung habe ich gemerkt, dass ich die Schrift auf der Beamer-Leinwand nicht mehr klar lesen konnte. Ein Kollege hat mir dann scherzhalber seine Brille gereicht und meinte, ich solle es mal damit probieren — und tatsächlich, damit konnte ich den Text lesen.

Daraufhin habe ich meine Sehstärke prüfen lassen; wie schon erwartet wurde festgestellt, dass ich kurzsichtig war. Angefangen hatte ich nur eine leichte Fehlsichtigkeit, die im Laufe der Jahre aber immer schlimmer wurde. Vor ca. 2 Jahren war ich dann beidseitig bei fast -5 Dioptrien.

Anfreunden konnte ich mich mit der Brille aber nie, für mich war sie immer ein lästiger Behelf, um die Sehschwäche auszugleichen. Kontaktlinsen kamen laut meiner damaligen Augenärztin auf Dauer nicht in Frage, da meine trockenen Augen und meine PC-Arbeit dafür schlechte Voraussetzungen gewesen seien. Für ein paar Stunden wären Kontaktlinsen okay — etwa bei sportlichen Aktivitäten; mehr aber nicht.

Vor der Behandlung

Im Jahr 2015 habe ich mich erstmals intensiver mit der Möglichkeit einer Laserbehandlung beschäftigt und mir die einzelnen Möglichkeiten angesehen. Wie sich gezeigt hat — und das war mir bis dahin nicht klar — gibt es unterschiedlichste Techniken, um eine Fehlsichtigkeit mit einem Laser zu behandeln.

Neben den unterschiedlichen Bezeichnungen für die Technik gab es auch noch diverse “Marketing-Bezeichnungen”, um die Verwirrung komplett zu machen. LASIK, LASEK, PRK, Trans-PRK, Femto-LASIK, ReLEx SMILE, Epi-LASIK und No-Touch-PRK sind nur einige der Begriffe, die man in diesem Zusammenhang im Internet findet.

Für mich war klar, dass ich kein Skalpell auf meinem Auge haben wollte und auch die Flaps haben mich abgeschreckt. Ich habe dann in der Nähe meiner Heimat einen Augenarzt gefunden, der damit geworben hat, dass er Augen lasert, ohne dass dabei ein mechanischer Eingriff am Auge stattfindet. C-Ten hieß diese Technik. Da ich umzugsbedingt sowieso auf der Suche nach einem neuen Augenarzt war, habe ich daraufhin gleich einen Termin vereinbart und neben einer Erstuntersuchung auch gleich meine Hornhaut vermessen lassen. Denn nur, wenn die Hornhaut dick genug ist, ist so eine Behandlung überhaupt möglich. Die Messung selbst dauerte nur wenige Sekunden, kostete aber über 100,- Euro.

Nachdem die Messung positiv verlaufen ist, wusste ich, dass ich ein geeigneter Kandidat für’s Lasern wäre. Ich habe dann einen Info-Folder mit nachhause genommen, indem der Eingriff genau beschrieben wurde. Die erwähnten Risiken haben mich damals aber abgeschreckt:

Theoretisch ist es möglich nach einer solchen Behandlung schlechter zu sehen, als vorher. Es wird auch nicht garantiert, dass man danach besser sehen kann und ebenso wenig gibt es eine Garantie, dass man danach keine Brille mehr braucht. Zudem sollte die Sehstärke 2 Jahre vor der Behandlung stabil sein, damit man das Risiko minimiert, dass man wenige Jahre nach der Behandlung wieder eine Brille benötigt.

Zwei Jahre nach dem ersten Termin hat sich meine Sehstärke nicht nennenswert weiter verschlechtert. Insofern wäre damit der richtige Zeitpunkt gekommen … wären da nicht die Risiken.

Bei meiner Recherche im Internet bin ich auf einen Beitrag eines Augenarztes gestoßen, der wegen dem Risiko eine sehr treffende Aussage getroffen hat:

Ja, es ist möglich, dass man nach einer Laserbehandlung am Auge blind ist … es ist aber auch möglich, dass man an einer Blinddarmoperation stirbt.

Das hat mich zum Nachdenken gebracht und ich habe weiter recherchiert. Ich wollte eine möglichst genaue Risikoabschätzung machen und mich bei anderen Patienten informieren, wie es denen nach einer Behandlung mit der gleichen Technik ergangen ist.

Auf YouTube habe ich dann das Video von Dennis Koray entdeckt, das nicht nur seine Erfahrung am Tag der Behandlung zeigt, sondern auch die Fortschritte über einen Zeitraum von ein paar Monate.

Ende 2017 habe ich bei meinem Augenarzt angefragt, ob der Info-Folder aus 2015 noch aktuell ist, oder ob es mittlerweile neueres Informationsmaterial gibt. Ich habe dann einen neuen Folder zugeschickt bekommen, indem die Technik dann als SmartSurf ACE bezeichnet wird. Auch das Laser selbst war zu sehen und ich konnte auch Hersteller und Modellbezeichnung erkennen: Schwind Amaris 1050RS

Um auch die „Hardware“, die auf meinem Auge „herum lasern“ würde, besser einschätzen zu können, habe ich mich auf der Herstellerwebseite über das Produkt, die Arbeitsweise, Sicherheitsmaßnahmen, etc… informiert. Ich wollte auch wissen, welche Firma diese Geräte produziert und wo diese Firma herkommt. Es hat sich herausgestellt, dass der Hersteller eine deutsche Firma ist. Die Technik hat laut der Webseite einen sehr ausgereiften Eindruck gemacht — etwa der latenzfreie 7D-Eyetracker, der Bewegungen in Echtzeit erkennt und darauf reagiert.

So war also nur noch eine Frage offen, bevor ich mich für den Eingriff entscheiden konnte: Wie hoch ist das Komplikationsrisiko? Ebenfalls auf YouTube habe ich einen Beitrag von Herrn Dr. de Ortueta gefunden, der eine Statistik über 821 behandelten Augen zeigt:

Die Komplikationsquote liegt laut diesem Vortrag bei nur 1%. Betrachtet man nur Patienten mit Myopie (Kurzsichtigkeit), dann liegt die Komplikationsquote von Haze bei gerade einmal 0,4%. Alle drei betroffenen Augen mit Myopie, die nach der Behandlung Komplikationen wegen Haze hatten, konnten mit einer Nachbehandlung (2. Behandlung; Re-Treatment) korrigiert werden. 94% der Patienten erreichten einen Visus von 0,8. (Dabei muss man beachten, dass Visus nicht gleich Dioptrie ist. Angenommen, dass man als Durchschnittsmensch mit einer Kurzsichtigkeit von -0,5 dpt einen Visus von 0,5 hat, kann man so also sagen, dass man mit 0,8 auf jedem Fall in einem Bereich ist, in dem man gut ohne Brille leben kann.)

Die Erkenntnisse aus diesem Recherchen haben mich dann schlussendlich überzeugt. Ich habe bei meinem Arzt angerufen, noch einmal kurz am Telefon mit ihm gesprochen — und 2 Minuten später hatte ich einen Termin für einen Monat später. Die finalen Voruntersuchen würde dann direkt vor der Behandlung passieren. Ein vorheriger Termin beim Augenarzt war nicht mehr erforderlich, da ich ja schon wusste, dass meine Augen geeignet sind.

Die Behandlung

Obwohl ich einen Termin für nachmittags hatte, hat mich die Assistenten des Augenarztes am Vormittag angerufen und meinte nur, dass sie heute gut in der Zeit lägen und ich deshalb gerne auch schon früher vorbeikommen könnte. Ich war dann zwei Stunden früher dort und wurde bereits nach 5 Minuten für die letzten Voruntersuchung aufgerufen.

Die Voruntersuchung

Nach einem gewöhnlichen Sehtest musste ich noch in ein Gerät schauen, das wie eine Halbkurgel mit roten Lichtkreisen ausgeschaut hat. In der Mitte war ein blaues Licht, das für mich wie eine LED in Form eines „B“ ausgeschaut hat. Diese Licht hat sich gedreht und während dieser Drehung durfte man nicht zwinkern und musste das Auge ruhig halten. Das war für mich als Patient der schwierigste Teil dieses Tages.

Nach den Voruntersuchungen wurde mir von der Assistentin ein Glas Wasser mit Medikamenten gereicht.

Die Laser-Behandlung

Zirka 15 Minuten später lag ich dann schon auf der Liege und es wurde zuerst das linke Auge aufgespreizt. Der Laser war in Form eines grünen Punktes zu sehen. Während der 40 Sekunden lang dauernden Behandlung hat sich um diesen Grünen Punkt herum eine Art Sternenhimmel aus kleineren grünen Punkten gebildet. Das war eigentlich ganz nett anzusehen und absolut schmerzfrei. Nachdem der Laser fertig war wurde das Auge noch getropft, gereinigt und ich bekam eine Verbandslinse die vier Tage lang auf dem Auge bleiben sollte. Danach folgte das gleiche Spiel mit dem zweiten Auge. Die Klammer, die mein Auge aufgespreizt hat war beim zweiten Auge sehr unangenehm und mein Zwinker-Reflex war viel höher und mein Auge war auch viel unruhiger. Durch meine vorher gelesenen Informationen wusste ich aber vom 7D-Eyetracker und habe mir deshalb keine weiteren Sorgen gemacht, dass ich zu unruhig sein könnte. (Trotzdem habe ich natürlich versucht möglichst ruhig zu bleiben.)

Die gesamte Prozedur hat pro Auge zwischen 3 bis 4 Minuten gedauert. Inklusive Reinigung, Tropfen und Verbandslinse. Hier ein Video aus Sicht des Lasers. Das Video zeigt die C-Ten Behandlung des österreichischen Schirennläufers Kilian Albrecht.

Nach der Behandlung

Anschließend hat mich der Arzt noch über die folgenden Tage aufgeklärt: Dunkelheit, viel Schlaf und regelmäßiges getropfen der Augen mit vier unterschiedlichen Augentropfen war angesagt.

Ein paar Stunden nach der Behandlung setzten die Schmerzen und ein Fremdkörpergefühl im Auge ein. Die Augen tränten am ersten Tag auch recht stark. Die Schmerzen waren unangenehm, aber durchaus auszuhalten — also nichts wovor man Angst haben muss.

Die Tage und Wochen danach

In diesem Abschnitt schildere ich, wie es mich in den folgenden Tagen und Wochen gegangen ist. Ich werde diesen Abschnitt mit der Zeit immer wieder erweitern und ergänzen.

Zwei Tage danach

Nach zwei Tagen war das gröbste überstanden. Bis dahin habe ich mich aber nur im abgedunkelten Schlafzimmer aufgehalten. Sobald ich das Schlafzimmer verlassen habe, hatte ich eine Sonnenbrille auf — auch in der Wohnung. Wenn ich nicht schlafen konnte habe ich mich mit Hörbüchern und dem Radio beschäftigt. Jede Anstrengung für die Augen habe ich vermieden. Wenn ich die Augen offen hatte, habe ich unterschiedlich gut gesehen. Auch die Lichtempfindlichkeit war nicht zu unterschätzen und zudem kann es mir manchmal vor, als hätte ich einen weißen Schleier vor den Augen. Alles war wie eingenebelt.

Vier Tage danach

Vier Tage nach dem Eingriff war ich dann zum ersten Kontrolltermin beim Augenarzt. Bei diesem Termin wurde zuerst ein Sehtest vom Optiker durchgeführt. Meine Sehstärke war offenbar recht schlecht, denn ich hatte mit einem Auge sogar bei den größten Zahlen Probleme. Es hieß aber, dass es nicht das Ziel sei, dass ich bei dieser Untersuchung gut sehen könnte — primäres Ziel wäre es, den Heilungsprozess zu kontrollieren. Nachdem die Heilung offenbar wie erwartet voranschritt konnten die Verbandslinsen bei diesem Termin entfernt werden. Dies geschah mit einer Pinzette — nicht besonders angenehm, aber schnell vorbei. Als die Verbandslinsen entfernt war, kam es mir vor als würde ich klarer sehen. Den Schleier hatte ich danach jedenfalls nicht mehr.

Fünf Tage danach

Nachdem der zweite Kontrolltermin erst in einem Monat angesetzt wurde, ich aber selbst kontrollieren wollte, wie sich mein Sehvermögen über die nächsten Wochen verändert, habe ich mir aus dem Internet eine Sehtafel mit dem Landolt-Sehtest ausgedruckt, die ich mir immer wieder aus 2 Metern Entfernung angesehen habe. Das ist natürlich ein recht laienhafter Ansatz, war für mich aber der einfachste Test, der mir eingefallen ist. Am fünften Tag nach der Behandlung konnte ich die Zeile lesen, die ungefähr einem Visus von 0,25 entspricht. Ganz grob dürfte das etwa einer Kurzsichtigkeit von -1 dpt entsprechen. (Ich weiß, alle die etwas von Augenheilkunde verstehen werde bei dieser groben Visus-Schätzung und der Umrechnung in Dioptrie die Augen verdrehen. Aber wie gesagt: Es war mein ganz laienhafter Ansatz, um eine Verbesserung “messen” zu können.)

Sieben Tage danach

Eine Woche nach dem Eingriff bin ich zum ersten Mal wieder arbeiten gegangen, habe aber gemerkt, dass PC-Arbeit noch keine gute Idee war. Ich hatte ziemlich Probleme, wenn ich länger als ein paar Minuten auf den Monitor schauen musste. Es war aber zum Glück ein Freitag und für mich nur ein “halber” Arbeitstag. Danach stand das Wochenende zur Erholung bevor.

Ich bin an diesem Tag auch noch mit dem Bus in die Arbeit gefahren. Autofahren hätte ich mich nicht getraut.

Zehn Tage danach

Zehn Tage danach war ich stabil bei einem Visus von 0,5 — wieder gemessen mit dem oben beschriebenen Ausdruck. Gemäß meiner Umrechnung sollte ich also bei -0,5 dpt gewesen sein.

Drei Wochen danach

Mittlerweile sind drei Wochen vorbei. Die Arbeit am PC ist kein Problem mehr und die Augen brennen auch nicht mehr, wenn ich eine Stunde durchaus auf den Bildschirm schaue. Dadurch vergesse ich auch schon mal die Augentropfen, die ich nach wie vor 8x täglich tropfen sollte.

Update: Vier Wochen danach

Die Sehstärke variiert noch. Auf meinem Landolt-Ring-Sehtest-Ausdruck kann ich in den letzten Tagen immer die Zeile 0,63 lesen. Manchmal — aber leider noch recht selten — erkenne ich auch die (meisten) Ringe der Zeile 0,79. Das geht meist dann, wenn die Augen entspannt sind, die Lichtverhältnisse stimmen und ich erst kürzlich davor meine Bepanthen-Tropfen getropft habe.

In zirka zwei Wochen ist der nächsten Kontrolltermin. Ich bin gespannt, wie gut meine Sehstärke dann ist, wenn sie professionell gemessen wird.

Update: Sechs Wochen danach

Heute hatte ich meinen zweiten Kontrolltermin und somit den ersten Kontrolltermin ohne Verbandslinsen. Ergebnis: Heilungsfortschritt: OK, Augendruck: OK, “keine Dioptrien mehr” und eine Sehstärke von 80% auf dem einen und 100% auf dem anderen Auge. Mit meinen Selbsttests stimmt das nicht überein — demnach hätte ich ein schlechteres Ergebnis (zwischen 60% und 80%). Aber natürlich ist eine professionelle Beurteilung beim Augenarzt aussagekräftiger.

Die Augentropfen sind mittlerweile nur mehr bei Bedarf notwendig; empfohlen sind sie mindestens 2x täglich — morgens und abends.

In drei Monaten ist der nächste Kontrolltermin; laut Information vom Optiker ist es gut möglich, dass die Sehstärke bis dahin noch besser wird … auch wenn sie in den letzten 3–4 Wochen ziemlich gleich geblieben ist und sich nicht weiter verbessert hat.

Fazit: Ich bin zufrieden :-) Ein stabiler Visus von 1,0 auf beiden Augen wäre natürlich perfekt, aber auch so hat sich der Eingriff auf jeden Fall gelohnt.

Update: Vier Monate danach

Nach nun vier Monaten stand erneut ein Kontrolltermin an. Das Auge, das beim letzten Kontrolltermin eine Sehstärke von 0,8 hatte hat mittlerweile auf 0,9 nachgebessert.

Mittlerweile brauche ich keine Tropfen mehr und das Fremdkörpergefühl ist auch weg. Beiden Augen fühlen sich so an, wie es sein soll. :-D

Update: 11 Monate danach

Ein weiteres halbes Jahr ist mittlerweile vergangen. Seit ziemlich genau 330 Tagen bin ich jetzt ohne Brille. Den Schritt habe ich nach wie vor nicht bereut. Die Kontrolluntersuchung beim Augenarzt hat die volle Sehleistung bestätigt. Auf einem Auge 100% (bzw. 1,0) und auf dem anderen Auge sogar 120% (bzw. 1,2).

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